Zeitz - August-Bebel-Straße 53 - Malereien in den Wohnräumen

Die August-Bebel-Straße 53 ist in der Ausführung eines Reihenmittelhauses für die Bauzeit eher im mittleren Segement einzustufen und war baulich und von der Ausstattung wohl für das mittlerer Bürgertum gebaut. Das ist aus der Raumaufteilung, den Wohnungs- und Zimmergrößen und den Ausstattungs- und Ausführungsdetails deutlich ablesbar. Beispielsweise sind die Wohnungseingangstüren vergleichsweise einfach gestaltet und auch die Wohnungsinnentüren haben nur einfache Rahmen und einfache Türen mit eingelassenen Kassetten. Etliche Häuser in der Umgebung sind wesentlich hochherrschaftlicher ausgestattet mit großen Erkern und aufwendigen Fensterkonstruktionen, Türen und Rahmen mit aufwendigen Holzschnitzungen, Parkettböden etc.

Daher um so erstaunlicher, daß das Gebäude innen komplett ausgemalt war. Bei der Untersuchung des gesamten Gebäudes wurden in allen noch zugänglichen Räumen sowohl an den Decken, als auch an den Wänden umfangreiche Bemalungen vorgefunden. Dies auch in den hinteren, untergeordneten Räumen. Die Bemalungen an den Wänden konnte recht ordentlich sondiert und dokumentiert werden. Viele Wandflächen wurden dabei mit Rolltechniken bearbeitet, also vergleichsweise einfach vom Arbeitsaufwand. Abgesehen von etlichen Standardmotiven finden sich darunter aber auch sehr schöne und komplexe Motive.

EG -Wohnung links - äußeres Zimmer - Wand

EG -Wohnung rechts - äußeres Zimmer - Wand Gesamt

EG -Wohnung rechts - äußeres Zimmer - Wand Detail

2 OG -Wohnung links - äußeres Zimmer - Wand Detail

 

2 OG -Wohnung rechts - hinteres Zimmer - Wand Seite

Bei den Decken sind bei sehr genauer Betrachtung die ehemaligen Motive zumeist nur noch zu "erahnen". Die Originale sind leider im Laufe der Zeit vor der Aufbringung neuer Farbschichten oder Tapeten intensiv abgewaschen worden. Abgesehen davon sind die oberen Stockwerke durch jahrelange Einregnungsschäden inzwischen komplett eingestürzt. Und die noch nicht eingestürzten Decken sind komplett durchfeuchtet und bestehen nur noch aus einem rissigen, dunklen und feuchten Grund.

 

2 OG -Wohnung links - eingestürzte Decke 

1 OG -Wohnung links - durchfeuchtete Decke - ohne jegliche Farbreste

Lediglich wenige Teilmotive von Decken konnten soweit freigelegt und fotografisch dokumentiert werden, daß das Motiv erkennbar ist eine Rekonstruktion möglich wäre.

2 OG -Wohnung links - freigelegtes Ornamentband (restliche Decke ist bereits komplett eingestürzt)

 

2 OG -Wohnung rechts - freigelegtes Ornamentband (schlechte Befundlage)

1 OG -Wohnung rechts - erkennbare Reste vor der Freilegung

Ein Eckmotiv in der rechten Wohnung des 1 OG hebt sich in seiner Ausführung, Komplexität und Schönheit deutlich von der durchschnittlichen Befundung auch in anderen Objekten ab. Daher wurde bei der ProDenk entschieden, dieses Motiv digital zu rekonstruieren. Der Arbeitsaufwand rein für die digitale Rekonstruktion am PC betrug ca. 50 Stunden und setzt jahrelange Erfahrung voraus

1 OG -Wohnung rechts - freigelegtes Eckmotiv

1 OG -Wohnung rechts - maximales Ergebnis der digitalen Vorbearbeitung mit Kontrasten und Filtern am PC

 

1 OG -Wohnung rechts - die digitale Rekonstruktion mit Gimp2 am PC

Leider gab es absolut keinen Befund in der Raummitte. Dort war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein Motiv aufgemalt. Daher konnte eine originale Rekonstruktion nur mit dem gefundenen Eckmotiv vorgenommen werden.

 1 OG -Wohnung rechts - die digitale Rekonstruktion der Gesamtdecke mit Gimp2 am PC

 

Anbei ein kurzes Video von der Rekonstruktion des Motives

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